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Forschung, Veranstaltungen, Publikationen
Summer Academy 2019: Socioeconomic consequences of climate change, disasters, and extreme events: Individual outcomes, regional development, and mitigation policies.
11th Joint IOS/APB/EACES Summer Academy on Central and Eastern Europe.
Dates: July 8-10, 2019
Location: Akademie für Politische Bildung Tutzing on Lake Starnberg near Munich
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Nicht-Arbeit in Jugoslawien. Eine Sozialgeschichte (1918–1941)
Bearbeiter: Dr. Stefano Petrungaro
Zeitlauf: seit 2012
Dieses Forschungsprojekt zielt auf die Analyse von Interaktionen zwischen dem Staat und „nicht-Arbeitern/innen“ im Jugoslawien der Zwischenkriegszeit. Die Ausgangsthese des Projekts ist, dass die Disziplinierung der Grenze der anerkannten Arbeit für die Eliten der Weg war, um die Grenzen der Gesellschaft zu bestimmen, um eine neue Gesellschaft zu gestalten. Hauptforschungsziel des Projekts ist, die Prozesse des social engineering im Jugoslawien der Zwischenkriegszeit durch die (Nicht-)Arbeitsfrage zu erörtern.
In diesem Projekt wird der Begriff der „Nicht-Arbeit“ benutzt, um diejenigen Tätigkeiten zu bezeichnen, die sich an den Rändern der „normalen“, „regelrechten“ Arbeit befanden, die also in gesetzlicher und gesellschaftlicher Hinsicht marginalisiert waren.
Es gab im Jugoslawien der Zwischenkriegszeit eine Vielfalt von „marginalen Arbeitern“, deren Berufe so niedrig in der Hierarchie der normativen Arbeit rangierten, dass sie aus dem Bereich, den man gewöhnlich als „regelrechte Arbeit“ ansah, fast ausgeschlossen waren. Um die breite Welt der Nicht-Arbeit in meinem case-study zu untersuchen, habe ich fünf Fallstudien gewählt: 1) Die Hebammen: einige von ihnen wurden im untersuchten Zeitraum von den öffentlichen Behörden stark marginalisiert; 2) die Prostituierten: die Prostitution war in den 1920er eine legale, aber radikal marginalisierte Tätigkeit; 3) Wanderkünstler; 4) Hausierer und Straßenhändler; 5) Diejenigen, die überhaupt keine Arbeit hatten, die reisten, um eine Arbeit zu suchen, die inzwischen versuchten, irgendwie zu überleben: Arbeitslose und Bettler. Dieses Forschungsprojekt fokussiert sich auf fünf Großstädte, die paradigmatisch für die kulturelle Vielfalt und sozioökonomische Divergenz Jugoslawiens sind: Ljubljana, Zagreb, Belgrad, Sarajevo und Skopje.
Wie wurden die „Ränder der Arbeit“ im juristischen und richterlichen Bereich definiert und thematisiert? Welche politischen und Arbeitskulturen beeinflussten die „Hierarchie der Arbeit“? Welche Hilfs- bzw. Repressionsmaßnahmen wurden in der Zwischenkriegszeit entwickelt, um denjenigen, die sich „am Rande der Arbeit“ befanden, zu helfen, aber auch um sie zu überwachen oder unter Umständen zu bestrafen? Welche öffentlichen/halböffentlichen Einrichtungen waren in diesem Sinne aktiv? Welche Mentalitäten standen hinter solchen Initiativen? Und welche konkreten Auswirkungen hatte das alles auf den Alltag der untersuchten marginalen Akteure?
Dieses Forschungsprojekt soll ermöglichen, den breiten und beweglichen „Rand“ der jugoslawischen Arbeitswelt und Gesellschaft sichtbar zu machen, und damit innovative Kenntnisse über die Prozesse der Nations- und Staatsbildung in der Region zu produzieren, welche im globalen Kontext einen Vergleich ermöglichen werden. Darüber hinaus, es soll wichtige Frage der Sozialgeschichte in Bezug auf die Ambivalenzen des Modernisierungsprozesses - inkl./exkludierende Mechanismen des Sozialstaates, sozialdisziplinierende und „sozialhygienische“ Maßnahmen - verfeinern und weiter entwickeln.
Projektergebnisse:
Publikationen:
Stefano Petrungaro, “Interwar Yugoslavia Looked Through Corporatist Glasses”, in: Antonio Costa Pinto (ed.), Corporatism and Fascism: The Corporatist Wave in Europe, London: Routledge, 2017, 236-256.
Fabio Giomi, Stefano Petrungaro (eds.), Voluntary Associations in Yugoslavia, 1918-1941, Special Issue, European Review of History (in preparation)
Stefano Petrungaro, „Hostels for Jobless Workers in Interwar Yugoslavia (1921-1941)", International Review of Social History, 59 (2014), 3, 443–471.
Stefano Petrungaro, „The Fluid Boundaries of ´Work´. Some Considerations about Concepts, Approaches, and South-Eastern Europe", Südost-Forschungen, 72/2013, 271-286.
Vorträge:
Stefano Petrungaro, "Selling Sex in Port Cities. A Global Story“, IOS-GWZO, Regensburg, 8-9.12.2016
Stefano Petrungaro, "Beggars and Philanthropy across the Former Habsburg Border: Zagreb, Sarajevo, Belgrade“ École des hautes études en sciences sociales, Paris, 01.12.2016
Stefano Petrungaro, "Lavoro e non-lavoro in Sudest-Europa“, Graudiertenkolleg der Universität in Triest, Udine, 30.06.2016
Stefano Petrungaro, "Die Nicht-Arbeit in Jugoslawien. Eine Sozialgeschichte (1918-1941)“, Humboldt Universität, Berlin, 29.04.2016
Stefano Petrungaro, "The Parable of Legal Prostitution in Yugoslavia between the Two World Wars", 46th Annual Convention of the Association for Slavic, East European, & Eurasian Studies (ASEEES), San Antonio (Texas), 20-23.11.2014
Stefano Petrungaro, "The Parable of Philantropism: the Case of Prehrana", internationaler Workshop "Voluntary Associations in the Yugoslav Space since the 19th Century", Central European University, Budapest, 16-17.05.2014
Stefano Petrungaro, "Looking at the Welfare State from its Margins: the Yugoslav Case", European Social Science History Conference (ESSHC), Wien, 23-26.04.2014
Stefano Petrungaro, "Order, assistance and normalization: State and marginal groups in interwar Yugoslavia (1918–1940)", CETOBAC (Centre d'études turques, ottomanes, balkaniques et centrasiatiques) - EHESS (École des hautes études en sciences sociales), Prof. Nathalie Clayer, Paris, 03.06.2013
Stefano Petrungaro, "Arbeiterasyle. Der jugoslawische Fall der Zwischenkriegszeit (1918–1941)", Kolloquium Osteuropäische Geschichte, Prof. Michael G. Müller, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 16.01.2013
Stefano Petrungaro, "Am Rande der Arbeit. Staat, Gesellschaft und „nicht-Arbeit" in Jugoslawien (1918–1941)", Oberseminar zur Geschichte Südosteuropas, Prof. Marie-Janine Calic, LMU - München, 14.11.2012
Stefano Petrungaro, "Unterwegs. Über einige Arbeitsbewegungen in Jugoslawien (1918–1941)", Forschungskolloquium Neue Perspektiven in der Ost- und Südosteuropäischen Geschichte, Prof. Ulf Brunnbauer, IOS Regensburg, 27.04.2012
Forschungsveranstaltungen:
Panel "The Changing Boundaries of Female Work in Central and South-East Europe (20th-21st Century)", 46th Annual Convention of the ASEEES - Association for Slavic, East European, & Eurasian Studies, San Antonio (Texas), 20-23.11.2014
Programm
Workshop: “Nicht-Arbeit”: multidisziplinäre Auseinandersetzungen mit einer analytischen Kategorie, Institut für Ost- und Südosteuropaforschung (IOS), unterstützt von der Universitätsstiftung Hans Vielberth, Regensburg, 11.10.2013
Programm
Tagungsbericht